Sunderland ist eine arme Arbeiterstadt im Nordosten Englands. Nach dem Niedergang der Werften und dem Ende der Zechen ist der Fußballverein AFC Sunderland die letzte Hoffnung der Region. Doch der Verein stürzt ab und spielt aktuell in der Dritten Liga. Eine Netflix-Dokumentation namens „Sunderland till I die“ begleitet eine Saison des Klubs. Mit poetischen Bildern und Nähe zu den Akteuren. Auch der Titelsong ist besonders. Wir spielen ihn häufig auf Radio Ankerherz.
Er stammt von den „Lake Poets“, was anders, als es scheint, keine Band ist, sondern das Projekt eines Solo-Musikers namens Martin Longstaff. Der ausgebildete Lehrer spielte einige Songs im Studio ein, was er durch eine Crowdfunding-Kampagne finanzierte. Dieses Album entdeckten die Macher der Netflix-Serie „Sunderland till I die“ und bauten den Song „Shipyards“ als Titelmelodie in die Serie ein. Ein kleines, wahres Musikmärchen aus Sunderland
Für den verstorbenen Großvater
Hinter dem Song steckt die Erinnerung Longstaffs an seinen Großvater George, einen Werftarbeiter. Wie die ganze Familie war er bis zu seinem Tod Anhänger des AFC Sunderland. Der Verein wurde sechs Mal englischer Meister (zuletzt 1936), stieg aber zuletzt zwei Mal in Folge ab und spielt heute in der dritten Liga. Warum das Lied für ihn so wichtig ist, beschreibt Martin Longstaff in einem Post auf seiner Facebook-Seite:
„Mein Großvater war ein leiser, hart arbeitender, bescheidener Mann. Er war mein Held. Aufgewachsen in den dunklen Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er als Nietenfänger, dann als Kranfahrer auf der Austin & Piggersgill Werft von Deptford, Sunderland. Er blieb dort während seines gesamten Arbeitslebens.
Diese Schmuckstücke sind alles, was ich als Erinnerungen an ihn besitze: seine Klubkarte und eine kaputte Uhr. Obwohl er wenig hatte und ein hartes Leben führte, machte er das Beste daraus. Er liebte seine Familie mehr als alles andere, nur das AFC Sunderland kam da ran. Ich schulde ihm so viel und bin dankbar für die Liebe, die ich als junger Kerl von ihm bekommen habe.
A working-class rock
Er ist für mich ein Fels aus der Arbeiterklasse. Ein Mann, der alles zusammenhielt, während die Welt um ihm herum zerbrach. Ein Mann, der niemals mürrisch war. Ein Mann, der sein Bestes tat. Ich bin so froh, dass meine Familie einige solcher Personen hat. Ich bin sicher, dass Ihr auch so eine Person in der Familie habt. Vielleicht seid Ihr es selbst.
Dieses Lied ist für und über diese Menschen. Für jene, die andere über sich selbst stellen. Für jene, die mehr geben als sie empfangen. Dies ist mein Danke für sie. Lasst uns sie stolz machen.“