Sylt fürchtet einen Ansturm von Tagesgästen, die mit dem neuen Neun-Euro-Ticket auf die Insel kommen. In den Sommermonaten sei man ohnehin an der Kapazitätsgrenze. Auch Pendler sehen die Idee eher kritisch.
Für Neun Euro in der Regionalbahn durch Deutschland, als finanzielle Entlastung in Zeiten von Pandemie und einem Krieg in Europa. Werbung für das Verkehrsmittel Bahn. Preiswertes Reisen im eigenen Land. Diese Initiative der Bundesregierung soll vom 1. Juni bis zum 31. August gelten.
Klingt super? Doch nicht alle freuen sich darauf. Auf Sylt macht man sich sogar Sorgen. Denn die Insel sei in den Sommermonaten ohnehin überlaufen – und besonders die Bahnstrecke ein Nadelöhr. Was also, wenn es ab dem 1. Juni zu einem regelrechten Ansturm auf die beliebte Insel kommt?
Sylt fürchtet eine Ansturm
„Wir rechnen während des Aktionszeitraums mit erhöhtem Fahrgastaufkommen. Und dies sowohl in den Zügen der Marschbahnstrecke von Hamburg nach Sylt als auch in den Bussen auf der Insel“, sagte der Geschäftsführer der Sylt Marketing, Moritz Luft, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Der Marketingchef appellierte an Reisende, möglichst auf „Randzeiten“ auszuweichen.
Was aber den gegenteiligen Effekt hatte und dazu führte, dass in den Sozialen Netzwerken Aufrufe gestartet wurden, „jetzt erst Recht“ auf die „Bonzeninsel“ zu reisen. Mancher regte an, auch gleich die Fahrräder mitzunehmen, damit es besonders eng wird.
Wunsch, zumindest Räder am Bahnhof zu lassen
Den Wunsch, zumindest die Räder und E-Bikes aus den Zügen zu lassen, äußerte Achim Bonnichsen, Sprecher der Pendlerinitiative, ebenfalls im Gespräch mit der dpa. Für viele, die zum Arbeiten täglich auf die Insel, sei die Anreise ohnehin mühmsam. Ab dem 1. Juni könnte es in den Zügen richtig eng werden.
Ticket kaufen: 9 Euro
Mit dem RE von Berlin nach Westerland fahren: 8 Stunden, 10 Minuten
Henrietta und Justus die Sommerfrische verderben: Unbezahlbar#9EuroTicket #sylt pic.twitter.com/b3Q9gthiES— Rahime Algan (@algan_rahime) May 3, 2022
https://twitter.com/fuerdieteilung/status/1521507134990692356
Das Problem für die Planer des Nahverkehrs, nicht nur auf Sylt: Niemand weiß, ob und wo es zu Überlastungen kommt. Zusätzliche Züge und mehr Personal stehen kaum zur Verfügung, heißt es. Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) kündigte an, dass auf der Marschbahn neue Doppelstockwagen eingesetzt werden. Er hätte sich gewünscht, das Ticket schon zum 1. Mai einzusetzen, damit es kein „Ferienticket“ sei, sondern auch auf dem Weg zur Arbeit verstärkt eingesetzt werden könnte.
Wird es so gelingen, wirklich mehr Menschen für Züge zu begeistern? Oder ist die ganze Diskussion schon jetzt übertrieben, solange niemand weiß, was wirklich kommt? Diskutiert mit auf unserer Facebook-Seite!