Crews von Frachtschiffen und die Retter der NGO Sea-Eye haben 34 Menschen aus Seenot vor Malta gerettet. Koordiniert wurde der Einsatz aber nicht von der Mittelmeerinsel – sondern aus Bremen. Die Hilfsorganisation Sea-Eye erhebt nun schwere Vorwürfe gegen die maltesischen Behörden.
Auf dem Mittelmeer vor Malta spielte sich ein Drama ab. Bereits am Freitagabend meldete die Organisation „Alarm Phone“ einen Seenotfall . Die Crew der „Sea-Eye 4“ berichtet, dass sie dann am Samstag von der Rettungsleitstelle in Bremen angefunkt worden sei. Inhalt der Nachricht: Die Crew des Großcontainerschiffs „Berlin Express“ der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd habe ein überfülltes Holzboot mit 34 Menschen entdeckt.
Seenot vor Malta – Behörden reagieren nicht
Aber: Wegen des Wetters, des Wellengangs und des hohen Freibords konnte man die Menschen in Seenot nicht retten. Ein großes Problem übrigens, über das Ankerherz-Kolumnist Fiete Sturm in seinem Blog berichtete. Es gab Fälle, in denen Seeleute hilflos zusehen mussten, wie Geflüchtete ertranken. Traumatische Erlebnisse für die Seeleute.
Die Crew der „Berlin Express“ versorgte die Menschen in Seenot mit Lebensmitteln sowie Trinkwasser. Sie ließ eine Rettungsinsel zu Wasser und wartete in der Nähe. Das Rettungsschiff „Sea Eye 4“ befand sich zu diesem Zeitpunkt weit entfernt, beinahe zwei Tagesreisen. Zwar nahm es direkt Kurs auf die Geflüchteten, doch es war klar, dass schneller Hilfe kommen musste.
Lob für Kapitäne und Crews
Diese Unterstützung kam. Der Frachter BSG Bahamas der Hamburger CPO Containerschiffreederei GmbH & Co. KG nahm die Geflüchteten an Bord. Ein Sprecher der Reederei bedankte sich beim Kapitän für die schwierige Rettung, die gute Seemannschaft verlangte. Nach Angaben der Regensburger NGO Sea Eye befanden sich die Menschen zu diesem Zeitpunkt seit vier Nächten auf See. Die „Berlin Express“ setzte ihre Reise fort.
Am späten Sonntagnachmittag traf die Sea Eye 4 vor Ort ein. Über die Lotsenleiter stiegen die Geflüchteten auf ein Zodiac und wurden an Bord des Rettungsschiffs gebracht. „Ohne die Besatzungen der Berlin Express und der BSG Bahamas hätten die Menschen keine Chance gehabt, zu überleben. Sie wären verdurstet oder ertrunken“, sagt Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye e. V.. Er kritisiert, dass Malta die Verantwortung und Koordination des Einsatzes ablehnte. Obwohl er sich direkt vor der Insel ereignete.
Vor der Küste der Westsahara starben nach Angaben der Hilfsorganisation „Caminando Fronteras“ am Wochenende 44 Menschen. Ihr Boot war gekentert. Zwölf Menschen haben nach dieser Meldung überlebt. Sie seien von marokkanischen Behörden festgenommen worden. Wie die Gründerin der Hilfsorganisation twitterte, konnten nur sieben Leichen geborgen werden.
Die restlichen habe „das Meer verschluckt“.