Der größte Containerfrachter der Welt läuft am kommenden Sonntag den Hamburger Hafen an. Die „HMM Algeciras“ befindet sich auf Jungfernfahrt und kommt aus Südkorea. Der erste Besuch des Riesenfrachters fällt nicht nur in die Zeit der Coronakrise – sondern auch in eine beginnende Diskussion über die Zukunft des Hafens.
Von Kapitän Schwandt stammt die lakonische Aussage, dass sich Reeder manchmal benehmen wie kleine Jungs auf der Herrentoilette: Jeder hätte gerne den längsten. Aktuell besitzt die südkoreanische Reederei Hyundai Merchant Marine (HMM) den Titel des „größten Containerfrachters der Welt“. Das Flaggschiff „HMM Algeciras“ kann unglaubliche 24.000 20-Fuß-Standardcontainer (TEU) laden.
Manche Experten hatten gemutmaßt, dass es mit dem Wettrennen um neue Rekorde dieser Art vorbei sein könnte. Doch mit der „HMM Algeciras“ öffnet sich nun eine neue Dimension, die „Megamax-24“-Klasse: 400 Meter Länge sind nicht mehr so ungewöhnlich, die Breite von 61.4 Metern ist es schon. Damit kann eine 24. Reihe Container geladen werden.
Weltgrößter Containerfrachter HMM Algeciras
Festmachen wird die Riesenbrumme nach einem Stop in Rotterdam am HHLA Containerterminal Burchardkai im Walterhofer Hafen. Dort sollen bis Mittwoch Abend 13.600 TEU geladen und gelöscht werden: Konsumgüter, Nahrungs- und Genussmittel, Textilien, Elektroartikel, Maschinen und Anlagenteile, medizinische Geräte, chemische Grundprodukte und Rohstoffe jeglicher Art.
Der Besuch des Riesenfrachters fällt nicht nur in die Zeit der Coronakrise, sondern auch in eine beginnende Diskussion über die Zukunft des Hamburger Hafens. Eine vor kurzem vorgestellte Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) im Auftrag verschiedener Umweltverbände kommt zu dem Schluss, dass sich das bisherige Geschäftsmodel des Hafens „überlebt“ habe. Im Gutachten ist die Rede davon, dass im Hafen eine Obergrenze von elf Millionen Containern erreicht werde. 2019 wurden 9.2 Millionen TEU umgeschlagen; wegen der Pandemie dürfte diese Zahl aber in diesem Jahr bei weitem nicht erreicht werden.
Die Zukunft des Hamburger Hafens
Megatrends wie die zunehmende Digitalisierung, ein „Auslaufen“ der Globalisierung, der verstärkte Wille zur regionalen Produktion und die Verkürzung der Wertschöpfungskette seien Argumente, die Zukunft des Hamburger Hafens neu zu denken. „Die infrastrukturellen Ausgaben für die Elbvertiefung und die Unterhaltungsbaggerung sind bereits enorm, ohne dass darüber nachgedacht wird, dass man das Geld auch sinnvoller einsetzen könnte“, sagt BUND-Geschäftsführer Manfred Braasch.
Doch zurück zum ersten Anlauf der „HMM Algeciras“: Seit Wochen proben Reederei und die Hamburger Hafenbehörden das Großmanöver im Schiffssimulator. Auch für die Lotsen wird diese Tour ein besonderes Erlebnis werden. Erst vor kurzem waren fünf neue XXL-Containerbrücken am Burchardkai aufgestellt worden, um ein solches Riesenschiff abfertigen zu können. Auch an anderer Stelle waren Innovationen nötig: Ein automatisiertes Blocklagersystems zur Kapazitäts- und Effizienzsteigerung wurde ausgebaut, die Lkw-Abfertigung mit Voranmeldung, automatischer Containerdatenerfassung und Selbstbedienungsterminals optimiert und die Bahnkapazitäten erweitert.
Elf weitere Riesenschiffe geplant
Die „HMM Algeciras“ kommt auf der Route zwischen Asien und Nordeuropa im Dienst FE4 des Schifffahrtskonsortiums The Alliance zum Einsatz. Die Hafenrotation lautet: Qingdao (China), Busan (Südkorea), Ningbo (China), Shanghai (China), Yantian (China), Suez-Kanal, Rotterdam (Niederlande), Hamburg (Deutschland), Antwerpen (Belgien), London Gateway (UK) und Singapur via Suez-Kanal.
Insgesamt elf dieser Schiffe soll es geben. Sie befinden sich aktuell in Bau oder Planung. Einer soll den Namen „HMM Hamburg“ tragen. HMM ist Teil einer Reederei-Allianz, zu der auch das Hamburger Unternehmen Hapag-Lloyd gehört.