Es sieht aus, als sei es direkt aus dem „Fluch der Karibik“ auf den Strand von Norderney gesegelt. Ein heruntergekommenes Segelboot bereitet der Inselverwaltung nun Kopfzerbrechen. Es soll geborgen werden. Doch der Besitzer lebt auf dem Geisterschiff – und zeigt sich bislang wenig kooperativ. (Fotos: Joerg Visser, Ankerherz Community Norderney).
Das Geisterschiff lag mit einem Mal auf dem Weststrand, mitten im Badebereich, in dem an einem kalten Novembertag aber niemand schwimmen geht. Ein gruselig aussehendes Segelboot, das an die „Black Pearl“ aus dem Piratenfilm mit Johnny Depp erinnert.
Geisterschiff liegt am Strand
An Bord: kein Pirat, sondern ein 70 Jahre alter Mann, der Touristen Döntjes von See erzählt. Das seltsame Gefährt ist schon jetzt eine Attraktion auf Norderney – und lockt viele Schaulustige beim Strandspaziergang an. Angeblich lebt der Besitzer schon seit längerer Zeit an Bord und ist als Vagabund auf der Nordsee unterwegs. Er soll schon auf der Nachbarinsel Juist und in den Niederlanden gesichtet worden sein.
Die Behörden vermuten, dass er auf dem Weg nach Norderney die Hafeneinfahrt verpasste. Die Seenotretter hatten auch beobachtet, dass etwas nicht stimmt, und den Skipper über Notfunkkanal 16 angefunkt. „Alles in Ordnung“, wiegelte der ab. Dann landete sein Gefährt auf dem Strand.
Seenotretter funkten Skipper an
Nun gibt es gleich mehrere Probleme. Der Motor: kaputt. Der Anker: defekt. Das Ruder: beschädigt. Manche zweifeln: kann das das Geisterschiff überhaupt noch schwimmen?
„Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Segelschiff bei uns strandet“, sagt ein Sprecher der Insel. Dass es lange dort liegen bleibt – als Pendant zum 1967 gestrandeten Muschelsauger „Pionier“ am im naturbelassenen Osten der Insel – erscheint ausgeschlossen.
In der Sturmflutsaison könne eine starke Flut das Schiff anspülen und den Küstenschutz beschädigen, heißt es offiziell. Insgeheim möchte man wohl vermeiden, dass der Trümmer mitten auf dem Badestrand liegen bleibt.
Wer trägt die Bergungskosten?
Doch wie soll das nun laufen? Abschleppen? Erst reparieren? Vermutlich muss der „fliegende Holländer“ über die Nordsee in den Hafen von Norderney geschleppt werden, sagt der Inselsprecher. Um das Geisterschiff über Land zu bergen, fehlt die nötige Ausrüstung.
Und dann bleibt noch die Frage, wer die Kosten übernimmt. Hilfe mag der Eigentümer des Geisterschiffs anscheinend nicht annehmen. „Seine Kooperationsbereitschaft hält sich in Grenzen“, heißt es von der Inselverwaltung. Anscheinend will er selbst versuchen, seinen Kahn wieder flottbekommen.
Momentan liegt das Geisterschiff hoch und trocken, geschützt von Ebbe und Flut. Solange keine Sturmflut aufzieht, gehe vom Havaristen keine Gefahr aus, sagt die Inselpolizei.